gefriergetrocknete Nahrung – der irrglaube leicht zu sein…


oder: Macht das BW EPA in seiner Zusammensetzung wirklich Sinn?

Ziel: Einfach mal ein Hype kritisch hinterfragen…

Vorgeschichte:

Ich hatte das Glück gehabt, das mir eine Packung EPA Typ 8 in die Hände gefallen ist und wollte diese auf einer Wanderung – zu zweit – entsprechend verbrauchen. Entsprechend der eckigen Form war von außen auch im ersten Moment kein Unterschied zum alten Typ 3 zu erkennen.

Bis ich die Packung aufgemacht habe war ich der Annahme, dass die Speisen wie zu damaliger Zeit schon zum Verspeisen fertig sind und nicht wie bei einigen Bundeswehr Videos auf Youtube gesehen – alles nur noch in flachen Tüten.
Bis zu diesem Zeitpunkt als ich den Deckel öffnete dachte ich immer, das in den Videos nur das EPA Leicht zu sehen war. Die Realität zeigte mir jetzt – es sind auch hier flache Tüten drin! Super, dann wird die Wanderung deutlich leichter, weil die Verpflegung ist es auch!

Warum schreibe ich diesen Eintrag?

Weil ich mich ernsthaft Frage, wo der Vorteil in der gefriergetrockneten Verpflegung liegt? Nicht nur Militärisch gesehen, sondern auch Privat? Nicht als nur als Krisenvorsorge, sondern als Mahlzeit zwischen durch, beim Wandern – ohne ein Bach voll Trinkwasser dabei zu haben? Ich ziehe natürlich auch direkt ein Vergleich zum alten EPA Typ 3.

Fangen wir mit den Fakten an – speziell auf EPAs gemünzt.

das neue EPA-Packet ist erstmal leichter, auf dem Foto steht 1056g – aber es nicht mehr Vollzählig, da fehlen 2 Energieriegel 70g, 1x Getränkepulver 40g, 1x Trockenfrüchtemischung 50g, 1x Cookies 35g, 1x Sesamriegel 50g, 1x Beef Jerky 25g. Leider viel mir erst nach dem Verzerr ein, das ich meine zu späten Gedanken auch in einen Bericht verfassen könnte. Die Gewichte der Verpackungen der Fehlteile habe ich leider nicht mehr.

In Summe wiegt das EPA Typ 8 um 4 Gramm aufgerundet: 1330 Gramm ✅

Da ist das EPA Typ 3 schon schwerer. Es fehlt lediglich der Tee-Extrakt, sofern ich es überblicken kann. Hier kommt ein Gewicht von aufgerundet 1750 Gramm auf die Wage.

Die Verpackungen unterscheiden sich jeweils in Größe und Form. Typ 3 ist minimal tiefer, während Typ 8 höher und breiter ist.
Da geht der kleine Vorteil an das alte Typ 3 ✅

Damit man vollumfänglich in den Genuss aller Beilagen der im EPA verpackten Mahlzeiten kommt, braucht man entsprechend Wasser ( und ggf. Brennstoffe). Wir gehen mal nicht davon aus, dass wir beim Wandern irgendwo über eine Therme mit warmen Wasser stolpern.

Bei dem Typ 3 braucht man als Ergänzung

2x Kaffee 600mL
2x Tee 900mL
4x Getränkepulver 1600mL ***Nachtrag: mL noch mal ermitteln

In Summe sind das ein Mehrgewicht ohne Verpackung von 3,1Kg – 3100mL die Mitgeführt werden müssten.

Bei dem Typ 8 braucht man zur Ergänzung

2x Fertiggericht 800mL
1x Nachtisch 100mL
2x Kaffee 600mL
4x Tee 1800mL
1x Cappuccino 250mL
4x Getränkepulver 2000mL
2x Gemüsebrühe —- mL

In Summe sind das ein Mehrgewicht ohne Verpackung von 5,5Kg – 5500mL ohne die Brühe

Damit stehen wir im direkten Vergleich mit dem EPA Typ 3 besser
Typ 3: 1,75Kg + 3,1Kg = 4,85Kg ✅
Typ 8: 1,30Kg + 5,5Kg = 6,80Kg 🚨

Natürlich ist mir bewusst, das man auf einer Wanderung nicht stumpf so packen würde. Im ersten Moment scheint auch im Typ 8 eine übertriebene Menge an wasserlösliche Getränkepulver – da muss man aber schon sage: Je nach Belastung und Temperatur braucht man das auch.


Fakten: auf Trockennahrung vs. Konservennahrung Kcal / pro Gramm

Schauen wir uns aber – um zurück zum Titel zu kommen – einmal die Hauptmahlzeiten an, im Typ 3 bin mit 600Gramm komplett fertig dabei. Die Mahlzeiten sind im Grunde so zum Verzehr fertig. Kein weiteres Gewicht. Natürlich will man es warm haben – dann kommt noch Brennstoff dazu. Die Mahlzeiten kann ich eben erwärmen, egal wie warm oder heiß – oder ich lasse es.

Wenn ich mir die Mahlzeit im Typ 8 anschaue – dann brauche ich gleich mehr Ressourcen. Ich brauche ZWINGEND Wasser und das in Warm. Also kommen zu den 250Gramm noch 800Gramm Wasser. Das sind 1,2Kg + Brennstoff. Eine andere Ressource die in das „Gewicht“ fällt: ich brauche Zeit, Zeit um das Wasser auf passende Temperatur zu bringen und Zeit damit die Mahlzeit wirklich genießbar wird. Das ist viel Zeit.

Hier sieht man sehr gut, wie schwer eine Mahlzeit ist.

Damit steht im Vergleich da Gewicht der beiden Hauptmahlzeiten.
EPA Typ 3 Hauptmahlzeit 600Gramm ✅ zu EPA Typ 8 Hauptmahlzeit 1200Gramm ⚠️

Gewicht: Kalorien pro Gramm

Man könnte jetzt auch das Gewicht zu Energie berechnen – okay das mache ich auch:

Im Vergleich habe ich beim EPA Typ 3 Fertiggericht die Werte vom Buss Freizeitmacher Currywursttopf genommen der mit 118Kcal/100Gramm auch die energiereichste Mahlzeit ist. (Geringster Wert 98Kcal/100Gramm)

Da ist natürlich das Trockengericht Huhn mit Reis und Currysauce bei 100Gramm eine ganz andere Liga. 421kcal/100Gramm

Verzerr fertig ergibt das beim EPA Typ 3 zwischen: 294Kcal und 354Kcal
und beim EPA Typ 8 sind es 526,25Kcal ✅ – das Wasser habe ich mit 0Kcal berechnet.
Möglicherweise ist auch die höhere Flüssigkeitszunahme ein Vorteil.

In Sachen Kcal pro Gramm ergibt sich folgendes Bild: 0,86Kcal pro Gramm beim Typ 8 und beim Typ 3 sind es (gemittelt) 1,08Kcal pro Gramm.
Die Kcal pro Gramm sind berechnet pro Mahlzeit.

Im Vergleich: 800Gramm Aldi Erbseneintopf haben 84Kcal/100g = 672Kcal. bzw. 915Gramm mit Dose, aber die Verpackung habe ich nicht beachtet. Das sind 0,84Kcal pro Gramm.

Zum Schluss müsste man auch noch Kcal pro Euro betrachten, damit es ein stimmiges Gesamtkonzept ergibt. Das müsste ich entsprechend mit zivilen Produkten vergleichen. Wenn man die Ressource Geld betrachtet ist definitiv das alte EPA Typ 3 Preis Leistungssieger im zivilen Sektor.


Resümee:

Der für mich einzige Vorteil den ich für Trockennahrung sehe ist der, dass der Transport an Orten bei denen es Trinkwasser gibt „leichter“ ist. Beim Transport denke ich an Flugzeug / Schiff in großen Mengen – losgelöst vom Bundeswehr EPA. Da sind 300Gramm nun deutlich mehr als 125Gramm. 1000 warme Mahlzeiten wiegen 300Kg – während die Trockennahrung auf 125Kg kommt. Dabei sind die 125KG nicht nur weniger, sondern das Volumen ist auch noch geringer.

Was ich sonst nicht sehe ist, dass die Trockenmahlzeit leichter als ein Fertiggericht ist. Welche Aspekt beachte ich nicht? Auf einer Wanderung muss ich zusätzlich Flüssigkeit für die Hauptmahlzeit mit mir führen – und das ist für 2 Mahlzeiten auch nicht wenig. Das eingenommene Volumen und das Gewicht wird man dann merken. (Siehe Bild: grüne Flasche hat 350ml)

Zum Schluss stelle ich mir aber noch mehr die Frage – macht diese Art der Lebensmittelzubereitung gerade bei der Bundeswehr wirklich Sinn? Das Typ 3 wurde beim Elbhochwasser ausgegeben und ich habe es von einem Kumpel erhalten. Da wäre es theoretisch möglich gewesen in wenigen Sekunden / Minuten eine leicht warme Mahlzeit zu sich zunehmen (verpflegen) beim neuen EPA sehe ich die Chance als noch geringer….

Welchen Aspekt habe ich in meinen Gedanken nicht beachtet – wo gibt es einen noch wesentlichen Vorteil den ich einfach nicht sehe?

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